Zuerst gilt es klar festzuhalten, dass Konzentration zu einem willkürlich festgelegten Zeitpunkt, wie sie Kinder beim Erledigen der Hausaufgaben aufbringen sollen, erst allmählich erlernt werden kann. Ein siebenjähriges Kind, das nach einer Viertelstunde Stillsitzens Abwechslung sucht, handelt völlig altersgemäss.
«Normale» durchschnittliche Konzentrationsfähigkeit nach Alter:
Allerdings können sich Kinder jeden Alters schon einmal länger konzentrieren, wenn sie sich mit etwas beschäftigen, das ihnen etwas bedeutet, wenn also das Interesse und die Motivation stimmt. Meist kann man beobachten, dass Kinder bei selbst gewählten Beschäftigungen durchaus sehr ausdauernd aufmerksam sein können. In anderen Situationen hingegen z.B. bei eben bei den Hausaufgaben nur recht eingeschränkt.
Konzentration ist nämlich keine Eigenschaft, die immer und jederzeit verfügbar ist, sondern eine Fähigkeit, die in besonderem Masse von der jeweiligen Situation abhängt. Es ist jedoch nicht allein die aktuelle Situation, auch das Thema oder die Sache, mit der sich ein Kind beschäftigt, beeinflusst seine Konzentration.
Die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf eine Sache auszurichten, hängt von vielen Bedingungen ab:
Will man herausfinden, ob sich das Kind konzentrieren kann, dann beobachtet man es einmal in verschiedenen Situationen: Beim Spielen, beim Musik hören, bei Hausaufgaben, die es gerne macht und bei solchen, die es weniger gerne erledigt. Nur wenn man keine einzige Situation findet, in der sich das Kind über einen begrenzten Zeitraum (ca. 15 Minuten) intensiv mit einer Sache beschäftigen kann, ohne sich selber abzulenken, könnte bei dem Kind eine gestörte Konzentrationsfähigkeit vorliegen.
Tatsächlich sind nur sehr wenige Kinder gänzlich unfähig zur Konzentration. In den meisten Fällen geht es nicht um eine Konzentrationsschwäche, sondern um wenig vorhandene Anstrengungsbereitschaft oder um Vermeidungsverhalten. Man kann dann auch nicht von «Wollen» oder «Nicht-Wollen» sprechen. Etliche Kinder nehmen in der Schule und bei den Hausaufgaben nur widerwillig Herausforderungen an, arbeiten oberflächlich und hören möglichst rasch wieder auf oder fangen gar nicht erst an, schieben alles vor sich her, unterbrechen immer wieder.
Aufgrund der Technik, der Medien, die Kindern heute zur Verfügung stehen, müssen sie nicht viel tun, damit etwas Aufregendes passiert. Es reicht auf den Knopf einer Fernbedienung zu drücken und schon winkt das grosse Abenteuer! Kein Wunder also, dass Schularbeiten gegen die farbige Welt, die von den Medien präsentiert wird, langweilig wirken. Was fehlt, ist letztlich nicht Konzentration, sondern die Fähigkeit zu warten, Bedürfnisse aufzuschieben, Misserfolge auszuhalten, also wichtige Aspekte von Selbstdisziplin. In solchen Fällen handelt es sich also nicht um Konzentrations- sondern um Motivationsprobleme. LINK zu Leistungsmotivation.
Aufmerksamkeit ist keine Fähigkeit, die Kinder a priori mit auf die Welt bringen, sondern ein Reifungs- und Lernprozess, d.h., eine Haltung, die sie beim Spielen und in der Schule erst lernen. Das Gehirn lernt im Laufe der Entwicklung von sich aus, die Umweltreize zu filtern. Doch diese aktive Steuerung, also die Fähigkeit zur Reizselektion, ist nicht nur ein Reifungs- sondern auch ein langwieriger Lernprozess.
Die Aufmerksamkeit gezielt auf etwas zu lenken und dann auch dabei zu bleiben ist keine Frage der Intelligenz. Konzentrationsfähigkeit muss erlernt und regelmässig geübt werden.